
Die Angewandte Improvisation bedient sich der Regeln des Improvisationstheaters und wird zur Unterstützung von Organisations- und Personalentwicklung eingesetzt. Laut verbreiteter Definition steht sie für die Kunst, auf Situationen in Echtzeit zu reagieren und diese entsprechend zu managen. Sie beinhaltet den spontanen und praktischen Gebrauch von Kreativität zur Lösung auftretender Probleme oder Herausforderungen.
Wir finden die Grundprinzipien der Improvisation in den Bereichen Theater, Musik und Tanz. Denken Sie an Free Jazz, an das Tanztheater von Pina Bausch, die Filme von Klaus Lemke, die Auftritte von Helge Schneider oder den Sieger des Eurovision Song Contest 2017, den Portugiesen Salvador Sobral– um nur einige wenige Beispiele zu nennen. Sogar im Sport und auch in der täglichen Kommunikation sind sie zu finden. Denn Improvisation heißt zunächst einmal nichts anderes, als auf eigene und die Impulse der anderen wohlwollend zu reagieren. Wie man das erfolgreich, mit Leichtigkeit und einem guten Gefühl macht – das lehrt und trainiert die Angewandte Improvisation. Entsprechend war es nur eine Frage der Zeit, dass sie Einzug in den Business- und Self-Care-Bereich hielt.

Improvisation im Theater gibt es so lange wir denken können. In den 70iger Jahren allerdings schuf Keith Johnstone in England das Konzept Theatersport – die bis heute populärste Form des Improvisationstheaters. Johnstone importiere es nach Kanada. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts verbreiteten sich Theatersport und Improvisationstheater global. Unzählige Formen und Formate haben sich zwischenzeitlich weltweit entwickelt und etabliert.
Schauen wir uns die Philosophie und die Regeln der angewandten Improvisation an, so wird deutlich, dass sich diese in allen Lebenslagen – privater, beruflicher, künstlerischer Natur – anwenden lassen und zu einem positiveren, effizienteren und angenehmeren Agieren beitragen.
Im Business-Bereich haben Arbeitgeber:innen entdeckt, dass sich durch diese Form des Trainings Motivation, Engagement, Identifikation, Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit Ihrer Mitarbeiter:innen stärken lässt. Im beruflichen Kontext werden aus Einzelkämpfern Teamworker – und nach außen wird aufrichtiger Kundenservice praktiziert und damit langfristige Kundenbindung geschaffen.
Im persönlichen Bereich registrieren wir, dass wir leichter mit Menschen in Kontakt treten und mit offeneren Augen durchs Leben gehen können. Die Kommunikation fällt leichter und macht sehr viel mehr Spaß. Wir sind aufgeschlossener – Selbstbewusstsein, Empathie und Wohlbefinden werden gestärkt.
Und das schönste daran: Das Training macht Spaß und setzt sehr viel positive Energie frei.
Ich habe selten so viel gelacht und so viel gelernt – so viel über mich und andere erfahren – wie während eines ErlebnisWorkShops mit Angewandter Improvisation.

Es gibt viele bekannte Persönlichkeiten, die man zwischenzeitlich durchaus als Pioniere auf diesem Gebiet bezeichnen kann. Einige haben mich besonders inspiriert:
Keith Johnstone (Begründer des modernen Improvisationstheaters und Schauspiellehrer)
Eva Thiel (Improvisationskünstlerin, Referentin, Moderatorin und Geschäftsführerin der clamotta Improschule)
Markus Hahn (Experte für Improvisationstheater, Schauspieler, Regisseur, Autor, Kinder- und Behindertenpädagoge)
Dan Richter (deutscher Autor und Improvisationsspieler)
Sanford Meisner (amerikanischer Schauspieler und Schauspiellehrer)
Stefanie Stahl (Psychologin, Speakerin und Autorin)
Dave Morris (Speaker, Improvisationslehrer, Geschichtenerzähler
Stevie Rays (Comedian und Improspieler)
Del Close (Autor, Schriftsteller und Coach für Comedians)
Rachel Bellack (Business-Coach, Comedian, Second City)
Klaus Lemke (mehrfach ausgezeichneter deutscher Regisseur)
Helge Schneider (deutscher Komiker, Regisseur, Multiinstrumentalist, Jazzmusiker)
Pina Bausch (Tänzerin und Choreografin, Entwicklerin des modernen Tanztheaters)
Kate Bush (britische Songwriterin, Produzentin, Sängerin und Tänzerin)
Alan Parker (britischer Drehbuchautor, Autor, Filmregisseur und Filmproduzent)

Um die Grundgedanken und die Philosophie der Angewandten Improvisation zu verdeutlichen, habe ich einige Zitate und „Regeln“ zusammen getragen:
Sag Ja … und …
Versuche nicht, originell zu sein!
Sei einfach Du!
Sei nicht perfekt!
Packe den Impuls!
Nimm die Angebote Deiner Partner:innen an!
Blockiere nicht!
Übe Dich in Vertrauen!
Lass Deinen Partner glänzen!
Sei im Moment!
Sei achtsam!
Sei mutig!
Sei neugierig!
Scheiter heiter!
Habe keine Angst vor Fehlern – Bau sie ins „Spiel“ ein!
Feiere Ausrutscher und mach weiter!
Suche nicht die großen Worte, eine kleine Geste genügt.
Geweckt wird das Kind in uns, das neugierig die Welt und seine Möglichkeiten (neu) entdeckt
Ziel ist es, aus dem Hier und Jetzt – dem Moment – zu agieren und sich nicht in zahllosen Präventionen zu verlieren
Wir entwickeln einen gemeinsamen Flow, der wissenschaftlich belegt, Entspannung und Kreativität fördert
Hemmungen und Ängste weichen Neugierde und Positivität

Wie bereits erwähnt, gibt es zwischenzeitlich eine ganze Reihe von Formen, Formaten und Ansätzen. Gerade bei der Angewandten Improvisation unterscheiden sich Zielsetzungen und Vorgehensweisen oftmals erheblich.
Von theoretischen Vorträgen, Seminare, über wöchentliche Sessions und Workshops bis hin zum Wochenende-Intensiv-Event, ist alles zu finden.
Improvisation muss nicht zwangsläufig lustig sein, denn es steckt viel mehr darin als der „schnelle Kalauer“. Es gibt unzählige begnadete Künstler, die mittlerweile dramatische Monologe zu improvisieren wissen. Ein beeindruckendes Beispiel hierfür ist der Auftritt von Björn Harras beim Goldenen Improstern 2016 in Köln. Der Schauspieler aus Berlin, bekannt aus Gute Zeiten schlechte Zeiten, rührte den ein oder anderen Zuschauer mit seiner Darbietung zu Tränen.
Wir brauchen mehr Wertschätzung, mehr Humor, mehr Offenheit, mehr Wohlwollen, mehr Widerstandsfähigkeit, mehr Vertrauen in uns und andere, mehr positive Motivation …
Kurz: Wir brauchen mehr Angewandte Improvisation!

Meine Workshops sind geprägt von den Erlebnissen und Erfahrungen auf meinem Weg zu einer Positiven Grundeinstellung – inspiriert von Keith Johnstone und der clamotta ImproSchule, deren Ziel es ist, Menschen zu stärken und Angewandte Improvisation erlebbar zu machen. Daher habe ich mich auch für den Begriff „ErlebnisWorkShops“ entschieden. Mit sehr viel Humor, Empathie und Wertschätzung möchte ich Angewandte Improvisation als Lebenseinstellung vermitteln.

Als Teilnehmer:in erlebt und entdeckt man Möglichkeiten, um privaten und beruflichen Herausforderungen motiviert, wertfrei, lösungsorientiert und effizient begegnen zu können.
Auf spielerische Weise verlassen und verändern wir unsere Komfortzonen und sehen, wie spannend, bereichernd und erfüllend dies sein kann. Und vor allem, wie einfach das eigentlich ist.
Wir erweitern unseren Horizont – unseren Aktionsradius– und verändern somit auch unsere Sichtweisen. Die Neugierde und der Wunsch nach positiven Erfahrungen sind stark in uns verwurzelt und überwiegen allen Hindernissen zum Trotz.

Die Übungen aus dem Bereich der Angewandten Improvisation reduzieren Hemmungen und Ängste. Sie stärken Achtsamkeit, Wertschätzung, Offenheit, Kreativität, Gelassenheit, Interesse und sie schaffen Verbindungen sowie motivierende und euphorische Zustände.
Darüber hinaus erleichtern sie die Kommunikation in allen Bereichen. Sie geben uns die Möglichkeit, neue positive Ansätze für alle Aktionsbereiche zu entdecken, unsere soziale Kompetenz zu stärken, wertschätzend und offen auf Menschen zu zu gehen – aus Fehlern und Ausrutschern neue Ideen und Energie zu schöpfen und mit Begegnungen und Kommunikationen neue Impulse und Inspirationen zu erleben.
Und letztlich entdecken, fördern und stärken wir unsere verborgenen Potentiale.
Wenn das keine ausreichenden Argumente sind…
Mit besten Grüßen
Wolfgang Boy
ZAI®-Trainer für Angewandte Improvisation

