Kennt Ihr das auch?

Manchmal bin ich Abends völlig K.O. und gerädert und frage mich: Was habe ich eigentlich den ganzen Tag über getan, dass ich so dermaßen kaputt bin?
Wenn ich dann den Tag Revue passieren lasse, komme ich in der Regel zu der Erkenntnis: „Naja, habe mal wieder versucht auf zu vielen Hochzeiten gleichzeitig zu tanzen.“
Multi-Tasking nennen wir diesen Volkssport. Mitte der 80iger Jahre wurde der Begriff geprägt und hat recht schnell Einzug in viele Bereiche unseres Berufslebens gefunden. Ursprünglich wird Multi-Tasking mit der Optimierung der Auslastung – und jetzt kommt es – bei Computern gleichgesetzt. Ich denke, das sagt schon alles.
Und doch übertragen wir diese Computerfähigkeit noch heute auf die menschliche Arbeits- und Aktionsweise. Multi-Tasking wird oftmals als besondere Fähigkeit eingestuft.
„Ach herrlich, ich bin ja so unglaublich Multi-Tasking-Fähig.
„Sorry, aber nein, das bist Du nicht!“
Das menschliche Gehirn ist in der heutigen Zeit nämlich nicht mehr dafür konzipiert, mehrere Dinge gleichzeitig zu tun. Sicher, dem einen fällt die permanente Springerei zwischen Themen- und Aufgabenbereichen leichter als anderen. Aber so wirklich gleichzeitig erledigen wir Aufgaben in der Regel nicht.
Unzählige Studien belegen, dass die Mär vom Multi-Tasking zu Erschöpfungszuständen, Konzentrationsschwierigkeiten, erhöhten Fehlerquoten und starkem Stressempfinden führt. Hinzu kommt, dass Multi-Tasking auf Dauer unglücklich macht. Kein Wunder, denn wer versucht, auf vielen Hochzeiten gleichzeitig zu tanzen, der tanzt auf keiner der Hochzeiten so wirklich und vor allem mit Begeisterung.
Wer beim Dart wirklich gewinnen möchte, schmeißt ja auch nicht seine Pfeile blind, unkontrolliert und in hoher Geschwindigkeit auf die Scheibe.


Mach doch einmal den Test: Nimm Dir, wenn Du Dich gestresst und ausgepowert fühlst, einen Moment Zeit und versucht, die letzten 30 Minuten rückwärts zu rekonstruieren. Was hast Du in den letzten 30 Minuten im Detail gemacht? In der Regel wird Dir das nach einer gefühlten Stressphase nicht im Detail gelingen.
Ich gehe sogar so weit, zu behaupten, dass Multi-Tasking in vielen Situationen ein Zeichen für mangelnde Wertschätzung sein kann. Nehmen wir das Beispiel eines Kundengesprächs. Wenn ich ein Gespräch mit Kund*innen oder Teilnehmer*innen führe, liegt mein Fokus ausschließlich auf dieser Person und das aktuelle Gespräch. Und das ist wichtig. Zum Einen, weil meine Gesprächspartner*innen einen Anspruch darauf haben, dass ich Ihnen zuhöre. Und zum anderen, weil ich nur beim aktiven Zuhören die Anliegen meiner Gesprächspartner*innen wirklich verstehe. Das hat den Effekt, dass dieses Gespräch zu einem „Erlebnis“ wird, an das ich mich auch später noch im Detail erinnern kann. Das ganze funktioniert allerdings nicht im Multi-Tasking-Szenarium mit klingelndem Handy, dem verstohlenen Blick aufs Dislplay und parallel zur Planung des Mittagessens oder des nächsten Workshops.

Wenn wir uns von dem Druck des Multi-Taskings verabschieden, haben wir die Möglichkeit, durch bewusstes Erleben von Begegnungen, Situationen, Aufgaben in die „Tiefe der Materie“ einzudringen. Eintauchen ist auf Dauer interessanter und befriedigender als immer nur hektisch an der Oberfläche zu schwimmen. Die lauten, störenden Geräusche um uns verschwinden und wir sehen phantastische Dinge, die uns an der Oberfläche entgangen wären.
Achtsames, fokussiertes Erleben – damit wir unsere wertvolle Energie nicht verpuffen lassen.
Der pme ErlebnisWorkShop „Willkommen im Hier und Jetzt“ dreht sich genau um dieses Thema. Lernen, zur Ruhe zu kommen, den Fokus zu stärken, an Aufgaben zu wachsen und die Freude, für das, was wir tun, neu zu entfachen. Damit wir uns wohl fühlen, unsere Energie sinnvoll einteilen und Begegnungen wie Herausforderungen gelassen, motiviert und produktiv erleben.
Ich freue mich auf die nächsten Termine.
Und, wann sehe ich Dich online?
Mit besten Grüßen
Wolfgang Boy
ZAI®-Trainer für Angewandte Improvisation