
Wertschätzung – Was ist das?
Fragen wir doch einmal jemanden, der im Internet alles weiß: Wikipedia…
Wertschätzung bezeichnet die positive Bewertung eines anderen Menschen. Sie gründet auf einer inneren allgemeinen Haltung anderen gegenüber. Wertschätzung betrifft einen Menschen als Ganzes, sein Wesen. Sie ist eher unabhängig von Taten oder Leistung, auch wenn solche die subjektive Einschätzung über eine Person und damit die Wertschätzung beeinflussen.
Zugegeben, der Text geht noch weiter. Denn dieser Satz ist eben nur die halbe Wahrheit. Mitarbeiter*innen, die sich darüber beklagen, dass ihre Arbeit zu wenig wert geschätzt wird. Die Arbeit im Haushalt, die oftmals nicht ausreichend wert geschätzt wird. Ein Gefallen, der nicht erwiedert wird. Alles Beispiele, in denen unser typisches Verständnis von Wertschätzung in Schieflage gerät.
Andererseits heißt es, dass wir für unser Glück und unser Wohlbefinden selbst verantwortlich sind. Warum also machen wir uns bei dem Gefühl Wertschätzung zu erfahren, so stark von anderen abhängig?
Es steht außer Frage, dass ein Lob, ein nettes Wort, ein Hervorheben der Leistungen und Eigenschaften gut tun. Aber, ist das wirklich so wichtig?

Wenn wir einmal einen Blick in die sozialen Medien werfen und nach wertschätzender Kommunikation suchen, werden wir recht schnell genervt aufgeben. Beschimpfungen, Beleidigungen – ja selbst Drohungen – scheinen mittlerweile Einkehr in die Normalität gefunden zu haben. Wenn man im Internet aktiv unterwegs ist, sollte man sich schnell ein dickes Fell anschaffen.
Manch einer hat sich mit diesem rüden Umgangston bereits abgefunden. Man gewöhnt sich eben an alles. Wenn es aber daraum geht, Wertschätzung von Freunden, vom Chef, in der Partnerschaft etc. zu erhalten… Ja, da bleiben wir standhaft. Die muss sein. Komme was wolle – auf Biegen und Brechen.
Und soll diese Wertschätzung denn nun aussehen? Na, das mag jeder ganz gerne für sich selbst entscheiden. Den einen reicht ein freundlicher Händedruck – andere wiederrum hätten es gerne schriftlich. Mein ehemaliger Chef hat mir in einem Gespräch über Wertschätzung und Motiviation einmal gesagt, dass die Zahlung des Gehalts Wertschätzung und Motivation genug seien. Nun, das kann man so sehen, muss man aber nicht und dürfte langfristig nicht wirklich die Bedürfnisse der Mitarbeiter*innen erfüllen.
Die Sucht nach Wertschätzung kann mitunter für alle Beteiligten sehr anstrengend werden.
Und die Befriedigung erst! Da gehört der Druck rausgenommen!
Warum also nicht einmal verkehrt herum in die Einbahnstrasse fahren?
Wenn wir für unser Glück – für unser Wohlbefinden selbst verantwortlich sind, dann sollten wir auch im Bereich der Wertschätzung bei uns selbst anfangen. Das kann unglaublich entspannend und gleichzeitig belebend sein. Wer sich selbst, seine Leistungen und das, was er tut wert schätzt, der wird auch mit einer unglaublichen Gelassenheit Wertschätzung nach außen leben und geben. Hat man gelernt, sich selbst wert zu schätzen, bekomt der wertschätzende Umgang mit anderen eine dynamische Leichtigkeit.

Und der Nebenefefekt? Wenn ich mich selbst wert schätze und Wertschätzung lebe, löse ich mich leicht von der Abhängigkeit „Wertschätzung durch andere“. Wer etwas tut, um Wertschätzung oder Anerkennung von außen zu ernten, hat auf halbem Wege bereits verloren.
So geht es auf Wikepedia übrigens auszugweise weiter: Wertschätzung ist verbunden mit Respekt, Wohlwollen und drückt sich aus in Zugewandtheit, Interesse, Aufmerksamkeit und Freundlichkeit. Menschen mit hohem Selbstwert haben öfter eine wertschätzende Haltung anderen gegenüber, werden öfter von anderen wertgeschätzt, wohingegen Personen die zum aktiven Mobbing neigen, häufig ein eher geringes Selbstvertrauen damit kompensieren. Empfangene und gegebene Wertschätzung vergrößern das Selbstwertgefühl sowohl beim Empfänger als auch beim Geber. Wertgeschätzte Personen sind, wenn sie ein offenes Wesen haben und kontaktfreudig sind, oft auch beliebt.

Sich selbst wert zu schätzen ist leider für viele Menschen gar nicht so einfach. Werden Menschen aufgefordert, über ihre positiven Eigenschaften zu sprechen, tun sie sich oft schwer. Warum? Lasst uns doch stolz sein auf unsere Fähigkeiten, unsere Fehler, unsere Eigenschaften. Schließlich machen die uns ja aus.
Ähnlich schwierig ist es für viele, Komplimente anzunehmen. Ich beispielsweise reagiere dann oft mit: Ja, aber ich hätte vielleicht doch noch mehr… TRÖÖÖÖÖÖÖÖT!
Falscher Weg!
Kompliment annehmen und genießen!
Und wenn wir ein Kompliment machen möchten, dann bitte nicht so: „Ich glaube, Du könntest gegebenenfalls…“. Nein! Raus damit! Überzeugt davon sein, es ehrlich meinen und eine Freude machen!
Wertschätzung ist die Basis jeder lebendigen und erfolgreichen Kommunikation. Der wertschätzende Umgang miteinander ist die Würze jeder zwischenmenschlicher Beziehung.
Wer einmal erleben möchte, wie Wertschätzung nach Innen funktioniert und wie sich Wertschätzung von außen anfühlt und „aushalten lässt“, dem lege ich den aktuellen pme ErlebnisWorkShop ans Herz:

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Ich freue mich auf viele humorvolle Begegnungen in einem wertschätzenden Rahmen.
Mit besten Grüßen
Wolfgang Boy
ZAI®-Trainer für Angewandte Improvisation